
Ach, was muß
man oft von bösen Kindern hören oder lesen!
Diese Worte
stehen im Vorwort von "Max und Moritz". Einer
Bildergeschichte von
Wilhelm Busch. Kennst du noch mehr Stücke von
ihm? Da sind noch Hans Huckebein,
die fromme Helene und Fipps der
Affe, die weiter bekannt sind. Doch Wilhelm
Busch war mehr als nur
ein Bildchenmaler.

Als ich in
der Schule mal gefragt wurde, welches mein
Lieblingsschriftsteller wäre habe
ich geantwortet Wilhelm Busch. Mein
Lehrer hat sich darüber sehr aufgeregt.
Für ihn ist er kein richtiger
Schriftsteller gewesen. Aber wenn man die
deutschen Schriftsteller nur
auf Goethe, Schiller, Lessing oder Heine
beschränken würde, wäre es
doch sehr eintönig. Oder?
Nun mal eine
kurze Biographie von ihm:
Wilhelm Busch
wurde am 15. April 1832 in Widensahl bei Hannover
geboren. Er studierte zuerst
Maschinenbau, dann an den Kunstschulen
in Düsseldorf, Antwerpen und München.
Er war Mitarbeiter der
"Fliegenden Blätter" und des "Münchner
Bilderbogen". Ab 1864 lebte
er zurückgezogen erst in seinem Heimatdorf
Wiedensahl, dann bis zu
seinem Tode am 9. Januar 1908 in Mechtshausen (Harz).
Ich möchte
jetzt für dich ein paar Gedichte aufschreiben, die ich gut
finde.

Die
Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den
Fall, ich tadle mich,
So hab' ich
erstens den Gewinn,
Daß ich so
hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten
denken sich die Leut,
Der Mann ist
lauter Redlichkeit;
Auch schnapp'
ich drittens diesen Bissen
Vorweg den
andern Kritiküssen;
Und viertens
hoff' ich außerdem
Auf
Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es
denn zuletzt heraus,
Daß ich ein
ganz famoses Haus.

Die Rose
sprach zum Mägdelein:
Ich muß dir
ewig dankbar sein,
Daß du mich
an den Busen drückst
Und mich mit
deiner Huld beglückst.
Das Mägdlein
sprach: 0, Röslein mein,
Bild dir nur
nicht zu viel drauf ein,
Daß du mir
Aug und Herz entzückst.
Ich liebe
dich, weil du mich schmückst

Bewaffneter
Friede
Ganz
unverhofft an einem Hügel
Sind sich
begegnet Fuchs und Igel.
Halt, rief
der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des
Königs Order nicht?
Ist nicht der
Friede längst verkündigt,
Und weißt du
nicht, daß jeder sündigt,
Der immer
noch gerüstet geht?
Im Namen
seiner Majestät
Geh her und
übergib dein Fell.
Der Igel
sprach: Nur nicht so schnell.
Laß dir erst
deine Zähne brechen,
Dann wollen
wir uns weiter sprechen!
Und
allsogleich macht er sich rund,
Schließt
seinen dichten Stachelbund
Und trotzt
getrost der ganzen Welt
Bewaffnet,
doch als Friedensheld.

Verstand und
Leidenschaft
Es ist ein
recht beliebter Bau.
Wer wollt ihn
nicht loben?
Drin wohnt
ein Mann mit seiner Frau,
Sie unten und
er oben.
Er, als ein
schlaugewiegter Mann,
Hält viel
auf weise Lehren,
Sie,
ungestüm und drauf und dran,
Tut das, was
ihr Begehren.
Sie läßt
ihn reden und begeht,
Blind, wie
sie ist, viel Wüstes,
Und bringt
sie das in Schwulität,
Na, sagt er
kühl, da siehst es.
Vereinen sich
jedoch die zwei
Zu traulichem
Verbande,
Dann kommt
die schönste Lumperei
Hübsch
regelrecht zustande.
So geht's in
diesem Hause her.
Man möchte
fast erschrecken.
Auch ist's
beweglich, aber mehr
Noch als das
Haus der Schnecken.

Kopf und Herz
Wie es
scheint, ist die Moral
Nicht so bald
beleidigt,
Während
Schlauheit allemal
Wütend sich
verteidigt.
Nenn den
Schlingel liederlich,
Leicht wird
er's verdauen;
Nenn ihn
dumm, so wird er dich,
Wenn er kann,
verhauen.

Vielleicht
Sage nie:
Dann soll's geschehen!
Öffne dir
ein Hinterpförtchen
Durch
"Vielleicht", das nette Wörtchen,
Oder sag: Ich
will mal sehen!
Denk an des
Geschickes Walten.
Wie die
Schiffer auf den Plänen
Ihrer Fahrten
stets erwähnen:
Wind und
Wetter vorbehalten!

Zu Neujahr
Will das
Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes
schenken,
Sage Dank und
nimm es hin
Ohne viel
Bedenken.
Jede Gabe sei
begrüßt,
Doch vor
allen Dingen:
Das, worum du
dich bemühst,
Möge dir
gelingen.
Prosit
Neujahr!
Ob gut, ob
schlecht,
Wird später
klar.
Doch bringt's
nur Gesundheit
Und
fröhlichen Mut
Und Geld
genug,
Dann ist's
schon gut.

Niemals
Wonach du
sehnlich ausgeschaut,
Es wurde dir
beschieden.
Du
triumphierst und jubelst laut:
Jetzt hab ich
endlich Frieden!
Ach,
Freundchen, rede nicht so wild,
Bezähme
deine Zunge!
Ein jeder
Wunsch, wenn er erfüllt,
Kriegt
augenblicklich Junge.

Wenn einer,
der mit Mühe kaum
Gekrochen ist auf einen Baum,
Schon meint,
daß er ein Vogel wär,
So irrt sich
der.

|